Wein wird bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wie Wasser getrunken
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts begleitet Wein die täglichen Anstrengungen der Landarbeiter. Er wird als Lebensmittel angesehen, dessen Energie ebenso belebend ist wie die einer Suppe. Man trinkt ihn direkt aus dem Fass, das in der Kellerei gefüllt wurde. Diese Holzflaschen, die bei der Arbeit im Weinberg und auf dem Feld allgegenwärtig sind, gibt es in vielen verschiedenen Bezeichnungen und Fassungsvermögen (von 3 dl bis 3 Litern). Einige schöne Exemplare sind in der Dauerausstellung des Weinmuseums in Salgesch zu sehen.
Auch der Tresterwein (piquette)
Als Hauptgetränk der Walliser Bauern hält der Wein «bei Kräften» und «gibt den Schwung», besonders bei Ausflügen oder bei der Arbeit auf dem Land. Manchmal werden mehrere Liter pro Tag konsumiert. Oft wird aus Sparsamkeit der kostbare Nektar durch Tresterwein (piquette) ersetzt (ein schwach alkoholisches Getränk, das aus Trester, Zucker und Wasser hergestellt und fermentiert wird).
Bei Arbeiten im Freien stillen Kaffee, Molke, Tee und verschiedene Kräutertees ebenfalls den Durst der Arbeiter. Wasser wird vermieden: die Bergbewohner misstrauen ihm und sehen darin eine Quelle der Schwächung. Im Allgemeinen wird relativ wenig getrunken. Die Beherrschung des Durstes wird geschätzt.
Quelle
PONT Samuel, «Trinkfässchen für die Feldarbeit» in Rebe und Wein im Wallis: die Geschichte von den Anfängen bis heute, Sierre-Salgesch, Walliser Reb- und Weinmuseum, Gollion, Infolio, 2010.