Die Männer besorgen den Schnitt, die Frauen machen die Läubelarbeiten
Der Rebschnitt und das Erlesen waren lange Zeit den Männern vorbehalten. Alle Laubarbeiten fallen den Frauen zu: aufbinden, ausläubeln und Geiztriebe entfernen. Die Laubarbeiterinnen sind auch jene Walliser Arbeiterinnen aus der Region Martigny, die sich den Gruppen aus dem Aostatal anschliessen, um die Weinberge der grossen Waadtländer Besitzer und Betreiber zu bearbeiten. Die Lohnabrechnungen zeigen, dass Frauen und Kinder bei der Feldarbeit oder der Weinlese weniger bezahlt werden als Männer.
Die Maschinen, eine Männersache
Die Männer führen die mechanisierten Arbeiten aus: pflügen, ausdünnen, spritzen. Frauen können sich daran beteiligen, indem sie die Schläuche ziehen. Seit den 1950er Jahren hat der Einsatz von chemischen Produkten die manuelle Unkrautbekämpfung durch Frauen verdrängt; diese Aufgabe fällt nun den Männern zu. Das Enttrauben, eine seit der Einführung der Quotenregelung im Jahr 1992 ausgeübte Tätigkeit, ist nicht a priori einem Geschlecht vorbehalten. Schliesslich ist das Bewässern Sache der ganzen Familie, besonders wenn es darum geht, die Durchflussmenge der Suone zu überwachen.
Frauen an der Spitze der Weinkeller
Zur Zeit der Weinlese bedienen die Frauen die Rebschere, die Männer tragen und transportieren. Lange Zeit waren die Bedienung der Weinpresse und die Arbeiten im Weinkeller reine Männersache. Nach und nach übernahmen Frauen mehr Verantwortung und bildeten sich in Önologie, Weinverkostung und Verkaufstechniken weiter. Ende des 20. Jahrhunderts sind Frauen in der Wein- und Weinwelt zwar selten, aber renommiert.
Quelle
RABOUD-SCHÜLE Isabelle, «Die Männer besorgen den Schnitt, die Frauen machen die Läubelarbeiten» in Rebe und Wein im Wallis: die Geschichte von den Anfängen bis heute, Sierre-Salgesch, Walliser Reb- und Weinmuseum, Gollion, Infolio, 2010.