Humagne Blanc, der Heiltrank der Wöchnerinnen
Der Humagne Blanc gehört zu den allerersten Walliser Rebsorten die schriftlich erwähnt wurden. Sein Name erscheint bereits im 14. Jh. in einem Register aus dem Val d’Anniviers (1313).
Bis zur Mitte des 20. Jh. spielt der Humagne Blanc an der Bettseite der Wöchnerinnen eine besonders wichtige Rolle. Er hat den Ruf, dreimal mehr Eisen als andere Rebsorten zu enthalten und galt als Wein für besondere Anlässe. Man schätzt ihn wegen seiner Güte und guten Lagerfähigkeit.
Die Frauen tranken ihn in verschiedenen Formen. Mit Gewürzen (Zimt, Muskat, Gewürznelken, Honig) und Heilkräutern (Ysop, Besenkraut) vermengt, wurde er oft als Glühwein getrunken oder als Brotsuppe eingenommen. Dabei soll er Schmerzen lindern, den Körper stärken, die Gebärmutter reinigen und neues Blut geben. Die Wöchnerin kann davon bis zu einem Liter pro Tag einnehmen.
Neuste chemische Analysen haben jedoch gezeigt, dass diese alte Rebsorte in der Tat nicht mehr Eisen als andere Trauben aufweist. Doch der Brauch, den frischen Müttern eine Flasche Humagne Blanc zu schenken, gehört heute noch zu den Walliser Traditionen.
Quellen
– PONT Samuel, «Kindbettbecher»
– VOUILLAMOZ José, «Erste Erwähnungen von Rebsorten im Register von Anniviers (Eifisch)»
in Rebe und Wein im Wallis: die Geschichte von den Anfängen bis heute, Sierre-Salgesch, Walliser Reb- und Weinmuseum, Gollion, Infolio, 2010.
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