Cornalin, die wiedergefundene Rebsorte
Der alte Landrote ist der erste farbige Wein im Wallis. Das damalige Bauerngetränk, mit heilenden Eigenschaften, war mit der Ankunft der modernen Rebsorten vom Verschwinden bedroht.
Das Gewächs wurde 1313 erstmal erwähnt. Bis zum Anfang des 20. Jh. ist es über das ganze Wallis stark verbreitet. Der Wein war damals als Stärkungsmittel bekannt. Die für den täglichen Gebrauch bestimmte Rebsorte ist jedoch sehr anspruchsvoll. Sie verträgt nur den alten Walliser Rebschnitt und es wird ihr vorgeworfen, nur jedes zweite Jahr eine richtige Ernte zu liefern. Sie begnügt sich jedoch mit den kärglichsten Böden, verträgt den härtesten Winterfrost und bleibt fast ein Jahrhundert lang produktiv. Zu Beginn des 20. Jh. werden bei der durch die Reblausbedrohung bedingte Neupflanzung des Rebberges ertragsreichere und leichter zu pflegende Rebsorten bevorzugt. Und so verschwindet der Landrote allmählich von der Walliser Reblandschaft. Es bleiben nur noch wenige Stöcke übrig, als 1970 der Agraringenieur Jean Nicollier das Gewächs rehabilitiert und auf den Namen «Cornalin» tauft.
Der vergessene und wieder gefundene alte Walliser Rotwein zieht ab 1990 in den Klub der exklusiven Weinspezialitäten des Kantons ein. Er integriert sich ganz natürlich in das Programm «Sélection Valais», eine kantonale Bezeichnung für die Beibehaltung des genetischen Reberbgutes. Heute entpuppt sich der Cornalin, gleichfalls wie der Petite Arvine, als Zugpferd der Walliser Weinproduktion.
Quelle
ZUFFEREY Anne-Dominique, CARRUZZO Sabine, «Cornalin: der kleine Rote – ganz gross» in Rebe und Wein im Wallis: die Geschichte von den Anfängen bis heute, Sierre-Salgesch, Walliser Reb- und Weinmuseum, Gollion, Infolio, 2010.
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